Balthasar RITZER

Balthasar RITZER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Balthasar RITZER

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt etwa 1627 Neuburg/Donau nach diesem Ort suchen
Tod 17. September 1689 Neuburg/Donau nach diesem Ort suchen [1]
Heirat etwa 1651 Donauwörth nach diesem Ort suchen
Heirat 22. April 1653 Landshut St. Jodok nach diesem Ort suchen [2]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
etwa 1651
Donauwörth
Apollonia HARTMANN
Heirat Ehepartner Kinder
22. April 1653
Landshut St. Jodok
Maria MANDL

Notizen zu dieser Person

Scharfrichter und Abdecker in Neuburg/Donau, G/T #5372. Nach Riepl ist für 1688 ein Hans Schiller als Scharfrichter von Neuburg bezeugt (zit. nach Feyerlein S. 45).

Er heiratet 1653 in zweiter Ehe. Von seiner 1. Frau Appolonia ist nicht viel bekannt, er dürfte sie in Donauwörth geheiratet haben. Sie stirbt einen Monat nach der Geburt des ersten Kindes. Auch seine 2. Frau Maria stirbt 1675 bei der Geburt des letzten Kindes.

Matschek und Riepl geben sein Geburtsdatum "um 1610" an. Wenn sein letztes Kind 1675 geboren wurde, wäre er schon 65 gewesen. Ich nehme an, dass er selbst wesentlich später geboren wurde, erst nach 1620. Dazu würde auch passen, dass er "um 1675 Scharfrichter in Neuburg" war (nach Glenzdorf/Treichel Nr. 5372). Einen 65jährigen Scharfrichter kann ich mir nicht vorstellen.

4 seiner Söhne heiraten 4 Tausendteufel-Töchter aus Gauting:
1683 heiratet Andreas *1659 die Magdalena *1658
1685 heiratet J. Georg *1657 die Barbara *1661
1688 heiratet Johann *1665 die Anna, verw. Klingensteiner, *1645
1692 heiratet Wilhelm *1668 die Christine, verw. Menzinger, *1654.

Während die ersten beiden etwa gleichaltrige Frauen heiraten, sind es bei den anderen beiden deutlich ältere Witwen, die vermutlich eine einträgliche Wasenmeisterei besaßen. Die Anna wird schließlich sogar die Schwiegermutter des jüngsten Bruders Franz *1674, der ihre Tochter Elisabeth Klingensteiner aus ihrer ersten Ehe heiratet. Auf diese Weise wird auch noch ein fünfter Sohn mit der Tausendteufel-Sippe verbunden. Da die Zahl der Wasenmeisterstellen begrenzt war, mussten die Familien mit einer taktischen Heiratspolitik ihren Besitzstand wahren und nach Möglichkeit erweitern. Letztlich lief das aber in allen Familien so ab, waren es nun Bauern, Handwerker oder Fürsten.

Unser direkter Vorfahre Adam schlägt aus der Reihe und heiratet die Magdalena Reiser. Damit kommt er an die Wasenmeisterstelle in Holzheim/Dillingen. Auch später gibt es immer wieder Verbindungen mit der Reiser-Familie.

Zu Balthasar Ritzer finden sich in den Ratsprotokollen im Stadtarchiv Neuburg folgende Einträge
(zit. nach Roland Thiele, Quellen zur Neuburger Stadtgeschichte, unveröffentlichtes Exemplar im Stadtarchiv):

"4.5.1680
Balthes Rüzer Abdecker allhier ist anheut auf Befehl ihrer frl. Dl. abgeschafft und auf künftigen Jacobi das Haus und anderes zu räumen ernstlich bedeutet worden.

24.7.1680
Dem Waasenmeister Balthes Rüzer ist auf sein untertäniges Anlangen bis Michaeli Termin gegeben. Bis dahin soll er von hochfsl. Dl. etwas anderes auswirken oder zu wirklichem Abzug mit Ernst angehalten werden.

12.10.1680
Joerg Dietl von Hollenbach ./. Balthes Rüzer, Abdecker, wegen verwahrloster Ochsen.

20.11.1680
Dem Balthes Rüzer, Abdecker allhier, soll zu allem Überfluß zu seinem Abzug noch acht Tage Termin gegeben und so er nicht gütlich parieren wolle, soll er hierzu executive angehalten werden.

17.1.1681
Balthes Rüzer, Abdecker auf dem Lagerfeld, wird auf seine inständige Bitte bis zur Rückkehr seiner Dl. belassen. Er hat im Auftrag des Jägermeisteramtes die fsl. Hundemeute zu betreuen. Er wird ermahnt, sich künftig in allen seinen Dienstverrichtungen behutsamer und fleißiger zu verhalten, daß sowohl wegen der Neubrüche als auch seiner vorhin praktizierten Überbelästigung keine weitere Klage, besonders wegen seiner mutwilligen Söhne, mehr vorkommt.

8.9.1684
Balthes Ritzer, Abdecker, soll dem Herrn Sutor wegen des zugefügten Schadens auf seiner Wiese innerhalb 3 Tagen 3 fl erlegen.

5.1.1685
Balthes Rizer, Abdecker, soll dem Michael Hueter, Schreiner, binnen 14 Tagen die an seiner Tochter Hausrat schuldigen 4 fl bezahlen."

Balthasar Ritzer versuchte also nach seiner Kündigung zu Jakobi 1680 (29. Juli) zunächst eine Verlängerung der Kündigungsfrist bis Michaeli (29. Sep.) erhalten, später spielte er einfach auf Zeit und verließ sich anscheinend mit Erfolg darauf, dass der Fürst nicht so schnell wieder nach Neuburg kommen werde. Pfalzgraf Philipp Wilhelm (1615 - 1690) war zwar früher häufig in Neuburg und gab zum Beispiel dem Neuburger Schloß sein heutiges Aussehen. Als er nach dem Tod seines Vaters Wolfgang Wilhelm 1653 die Regierung übernahm, residierte er aber vorwiegend von Düsseldorf aus. Vielleicht verstand sich der Wasenmeister ganz gut mit dem Jägermeisteramt und konnte sich seinen beharrlichen Widerstand leisten. Jedenfalls zeigt das Ratsprotokoll vom Januar 1681, dass der Stadtrat nicht weiter auf der Kündigung besteht. Balthasar ist sicher auch noch 1685 als Abdecker tätig.

Bei den Vorwürfen bezüglich der "Neubrüche" handelt es sich um unerlaubtes Weiden seines Viehs auf diesen Neubrüchen. Das geht aus den zusätzlichen Anmerkungen hervor, die sich bei dem umfangreichen Protokoll vom 5. März 1686 finden, in dem eine Vielzahl von Verordnungen neu festgeschrieben wird.

Ratsprotokoll vom 5.3.1686 F.1 - 68a : Feuerordnung, Zunftordnungen, Ehaftsordnung usw. (zit. nach Thiele)

" 5. XLIV Wasenmeister
Ihm ist seine Bestallung vorgelesen und Bürgermeister und Rat anbefohlen worden, ihm - weil er nicht damit versehen - eine solche auszufertigen.
Er hat gegen die vorgelesene Bestallung eingewendet, daß er unmöglich nach der abgelesenen Taxe arbeiten kann und daß auch in der Nachbarschaft durchgehend die Wasenmaister mehr erhalten. Ihm ist anheim gestellt worden, aus den benachbarten Orten glaubhafte Unterlagen über die Bezahlung der dortigen Wasenmeister zu übergeben und darauf eine weitere Resolution gehorsam zu erwarten.

6. Andere Punkte
Es ist auch dem Wasenmeister anbefohlen worden, daß er bei Strafe angehalten werden soll, die Stadtmauer wenigstens alle Quartale zu säubern und abzuräumen.
Auch ist ihm verboten, nachts, wenn das Stadtvieh schon eingetrieben, sein Vieh auf der Weide und den Neubrüchen zu weiden.
Er soll auch die Roß- und andere Häute den hiesigen Lederern zuvor anbieten, ehe er selbe außer der Stadt und Lands verkaufe.
Weiterhin soll ihm künftig kein Roß mehr unter der städtischen Roßhut auf der Weide geduldet werden, er habe dann selbiges vorher durch die geschworenen Beschauer besichtigen lassen und dasselbe wäre sauber und passierlich befunden worden.

Bürgermeister und Rat soll aber die Siechen, den Wasenmeister und diejenigen warnen lassen, daß sie sich nicht unter die anderen ehrlichen Leute einmengen, sondern einer Absonderung sich befleißigen sollen."


Ich nehme an, dass zur Zeit der Neufassung dieser Verordnung 1686 immer noch Balthasar Ritzer als Wasenmeister tätig war. Aus den Ratsprotokollen der Stadt Neuburg geht nicht hervor, dass er Scharfrichter war. Dazu muss ich noch im Hauptstaatsarchiv nachschauen, denn die Hohe Gerichtsbarkeit lag beim Fürsten, nicht bei der Stadt. Diesbezügliche Protokolle würden in München liegen.

Quellenangaben

1 Matschek-Archiv
2 Matschek-Archiv

Datenbank

Titel Nachlass Johann Ritzer
Beschreibung
Johann Ritzer wurde am 01.02.1942 als Sohn von Michael Ritzer und dessen Ehefrau Anna geb. Obermayr in Pliening (Lkr. Ebersberg) geboren.

Er wuchs zunächst in Pliening, dann in Feldkirchen bei München auf. Er war in seiner Berufslaufbahn Studiendirektor (B, Ch, Ek) am Klenze-Gymnasium München, Leiter der Regionalen Lehrerfortbildung in Oberbayern-West sowie Leiter des Praktikumsamts. Er wohnte zuletzt in Walpertskirchen (Lkr. Erding).

Nach kurzer, schwerer Krankheit starb er am 4.5.2018.

Herr Ritzer begann mit seinen genealogischen Forschungen nach seiner Pensionierung.
Seine Hauptforschungsgebiete waren vor allem die Wasenmeister und Scharfrichter, zu der auch seine direkte männliche Ahnenlinie gehören.
Mütterlicherseits stammen seine Ahnen überwiegend aus dem nördlichen Landkreis Ebersberg und dem südlichen Landkreis Erding. Hier bestehen viele Ahnengemeinschaften mit mir.
Johann Ritzer war auch Gründungsmitglied des seit 2008 bestehenden Forschertreffens im Münchener Ostens.
Seit September 2020 arbeite ich nach und nach den genealogischen Nachlass von Herrn Ritzer auf, der mir dankenswerterweise von der Familie überlassen wurde.
Die vorläufige Präsentation auf GEDBAS soll vor allem eine Sicherung dieses Forscherlebenswerks sein.

Gerne nehme ich die Berichtigungen bei Fehlern bzw. Ergänzungen zu bereits in der Datenbank vorhandenen Personen vor. Eine Erweiterung der Datenbank wird nach aktuellem Stand nicht erfolgen!
Hochgeladen 2020-09-10 20:29:34.0
Einsender user's avatar Anton Andreas Huber
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