Johann RITZER

Johann RITZER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Johann RITZER

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 1. Oktober 1775 Ingolstadt nach diesem Ort suchen [1]
Tod 9. Februar 1838 Ingolstadt nach diesem Ort suchen [2] [3]
Heirat 26. April 1818 Ingolstadt nach diesem Ort suchen [4] [5]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
26. April 1818
Ingolstadt
Ursula SCHELLER

Notizen zu dieser Person

Wasenmeister in Ingolstadt. Seine Frau war seine Halbnichte, denn sie war die Tochter seines Halbbruders Thomas Scheller. Thomas und Johann hatten die gleiche Mutter M. Juliana Ritzer.
Taufpate war Martin Steinpiller, Amtmanns-Sohn.

Ich habe zusammen mit Ruth Ritzer ein Grab auf dem Ingolstädter Westfriedhof Sektion Bb besucht. Auf dem Grabstein steht:

Hier ruhen in Gott
Herr Johann Ritzer
k. Scharfrichter dahier
gestorben 1838 im 63. Lebensjahr
dessen Gattin
Frau Ursula Ritzer
gestorben 1870 im 79. Lebensjahr
und deren Sohn
Herr Johann Ritzer
Pharmazeut
gestorben 1899 im 75. Lebensjahr
Friede Ihrer Asche

Darunter lehnt eine Tafel:

Anton Fischer
1843 -1920
Maria Fischer, geb. Ritzer
1848 - 1928
Rosa Fischer
1896 - 1921

Das Grab wird noch von Fischer-Nachkommen gepflegt. Die Stadt Ingolstadt verweigert aus historischen Gründen eine Auflassung. (mdl. Auskunft Ruth Ritzer Mai 2004)

Nowosadtko (S.338) schreibt über den Johann Ritzer:
"Auch der Wasenmeister Johann Ritzer hatte eine klassische Scharfrichterlehre bei seinem Vater Peter Ritzer und seinem Schwager, dem Münchner Scharfrichter Michael Hörmann, durchlaufen und mit der Meisterprobe abgeschlossen. Eine offizielle Bestallung erhielt er nicht mehr vielmehr mußte er sich mit dem Posten des Wasenmeisters begnügen (Stadtarchiv Ingolstadt, Abtlg. VII, Nr. 98, Protokoll vom 20. April 1830). Daß er sein Sebstbewußtsein nach wie vor aus seinem eigentlichen Ausbildungsberuf bezog, geht noch zuletzt aus dem Grabstein hervor, der 1838 für ihn aufgestellt wurde: 'Hier ruht in Frieden Herr Johann Ritzer K. Scharfrichter Sohn'."

Ich weiß nicht, wonach Nowosadtko die Inschrift auf dem Grabstein zitiert. Wenn sie 1838 so war, dann wurde später ein neuer aufgestellt und das "Sohn" weggelassen. Auch dem Scharfrichtersohn Joseph Brummer gelang es nicht mehr, in Bamberg als Nachfolger des Andreas Hamberger zum Scharfrichter bestellt zu werden. Auch er blieb Wasenmeister, wählte als Berufsbezeichnung aber lieber "Scharfrichtersohn".

Mitte des 19. Jhdts. gab es dann im rechtsrheinischen Bayern nur noch 3 angestellte Scharfrichter:
Anton Leimer in Augsburg für Oberbayern, Schwaben und Neuburg
Alois Scheller in Eichstätt für Mittelfranken, Unterfranken und Aschaffenburg
Lorenz Scheller in Amberg, vollzog nach 1841 auch die Hinrichtungen in München, zog 1854 nach München.
Bei jährlich nicht mehr als 20 Todesurteilen im Durchschnitt genügte diese Zahl von Scharfrichtern für Bayern vollkommen. Nach 1880 war es dann nur noch einer, nämlich der Würzburger Gastwirt Joseph Kißlinger. Die Bedienung der inzwischen eingesetzten Guillotine erforderte auch keine "handwerkliche" Ausbildung mehr. Die Zeit der Scharfrichterdynastien war vorbei.

Die Umbruchszeiten äußern sich auch darin, dass die Wasenmeister mit den Ärzten und Tierärzten immer mehr in Konflikt kommen. So wird der Johann Ritzer mehrmals vor Gericht in Ingolstadt verklagt, weil er Kranken Medizin verkauft hatte (Nowosadtko S. 177). Von der Bevölkerung wurde er jedoch geschätzt und häufig empfohlen. Die Tatsache, dass sein Antrag auf Zulassung einer tierärztlichen Praxis 1831 abgelehnt wurde, weil er nicht über die mittlerweile erforderlichen Examina verfügte, tat seiner Popularität als Tierarzt wenig Abbruch .

Noch am 9. Januar 1832 verlangte die "sämmtliche Baumannschaft in Ingolstadt" mit 61 Unterschriften in einer Petition an die königliche Regierung die Aufhebung des Verbots der tierärztlichen Praxis für den hiesigen Wasenmeister (Stadtarchiv Ingolstadt Abtlg. VII, Nr. 98, zitiert nach Nowosadtko S. 177):
"...Allein jedermann, der sich nur einiger weniger Erfahrung zu rühmen weiß, muß auch erfahren, daß es nicht nur im Allgemeinen keine Regel ohne Ausnahme gebe, sondern insbesondere auch, daß es unter den älteren Wasenmeistern Männer gab, welche mit einem so reichen Schatz an Erfahrungen begabt waren, die sich in einzelnen Familien ordentlich vom Vater auf den Sohn ererbten, daß die Heilmethode, noch mehr aber die Mittel, den gewöhnlichen Seuchen unter den Thieren, und deren Anstekung in den noch nicht infizirten Stallungen vorzubeugen, über all als zwekmäßig befunden wurden und vor den theoretisch gebildeten Thierärzten applizirt wird, entschieden Vorzug haben ....".

Die traditionelle Sachkompetenz der alten Wasenmeister wurde von den Bauern sehr geschätzt (vgl. auch Ritzer Alois +1923 in Schwaig), auch wenn ihnen bereits seit dem 18. Juli 1788 die Viehkuren bei Zuchthausstrafe verboten waren.

Quellenangaben

1 DAEI Matrikel Ingolstadt ULF, Bd. 8 Taufen 1755-1781 S.170
2 Matschek-Archiv
3 Matschek-Archiv, eMail
4 Ahnendatei Sabine Scheller
5 Matschek-Archiv

Datenbank

Titel Nachlass Johann Ritzer
Beschreibung
Johann Ritzer wurde am 01.02.1942 als Sohn von Michael Ritzer und dessen Ehefrau Anna geb. Obermayr in Pliening (Lkr. Ebersberg) geboren.

Er wuchs zunächst in Pliening, dann in Feldkirchen bei München auf. Er war in seiner Berufslaufbahn Studiendirektor (B, Ch, Ek) am Klenze-Gymnasium München, Leiter der Regionalen Lehrerfortbildung in Oberbayern-West sowie Leiter des Praktikumsamts. Er wohnte zuletzt in Walpertskirchen (Lkr. Erding).

Nach kurzer, schwerer Krankheit starb er am 4.5.2018.

Herr Ritzer begann mit seinen genealogischen Forschungen nach seiner Pensionierung.
Seine Hauptforschungsgebiete waren vor allem die Wasenmeister und Scharfrichter, zu der auch seine direkte männliche Ahnenlinie gehören.
Mütterlicherseits stammen seine Ahnen überwiegend aus dem nördlichen Landkreis Ebersberg und dem südlichen Landkreis Erding. Hier bestehen viele Ahnengemeinschaften mit mir.
Johann Ritzer war auch Gründungsmitglied des seit 2008 bestehenden Forschertreffens im Münchener Ostens.
Seit September 2020 arbeite ich nach und nach den genealogischen Nachlass von Herrn Ritzer auf, der mir dankenswerterweise von der Familie überlassen wurde.
Die vorläufige Präsentation auf GEDBAS soll vor allem eine Sicherung dieses Forscherlebenswerks sein.

Gerne nehme ich die Berichtigungen bei Fehlern bzw. Ergänzungen zu bereits in der Datenbank vorhandenen Personen vor. Eine Erweiterung der Datenbank wird nach aktuellem Stand nicht erfolgen!
Hochgeladen 2020-09-10 20:29:34.0
Einsender user's avatar Anton Andreas Huber
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