Peter REISER

Peter REISER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Peter REISER

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 21. Dezember 1775 Neuburg nach diesem Ort suchen [1]
Tod Neuburg nach diesem Ort suchen
Heirat 13. Juli 1807 Neuburg nach diesem Ort suchen [2]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
13. Juli 1807
Neuburg
Regina HARTL

Notizen zu dieser Person

Scharfrichter und Wasenmeister in Neuburg.

Neuburger Kollektaneenblatt, Bd. 127, 1974, S. 47, H. Feyerlein, Neuburger Scharfrichter und Richtstätten:
Am 2. 12. 1798 ist Xaver Reiser nach langer Krankheit selbst gestor­ben. Schon am nächsten Tag bewarb sich sein älterer Sohn Peter um die Stelle, nachdem er bereits zwei Jahre lang den Dienst des Vaters versehen hatte. Er erklärte sich bereit, für den Unterhalt der Mutter und des jüngeren Bruders zu sorgen und mit ihnen in gemeinschaft­lichem Hauswesen zu leben. Auch wollten sie die auf dem Anwesen lastenden beträchtlichen Schulden gemeinsam abzutragen trachten. Landvogtamt-Commissarius Binner stellte dem Peter Reiser ein gutes Zeugnis aus. Er habe untadelhafte Aufführung jederzeit bewiesen, sein Meisterstück mit aller erforderlichen Geschicklichkeit gemacht und sei auch in der Vieharzneiwissenschaft dem Vernehmen nach wohl be­wandert.

Das Gesuch hatte Erfolg. Die Anstellung geschah zu den bisherigen Bedingungen. Auflage war aber die Übernahme der genannten Ver­pflichtungen für Mutter und Bruder. Jene hatte keinen Pensionsan­spruch, sollte aber bis zu einem, von ihr zu bestimmenden Zeitpunkt der Übergabe im Besitz des Anwesens und der Dienstbezüge bleiben. Vor Abtragung eines großen Teiles der Schulden dürfe nicht ans Hei­raten gedacht werden. Peter Reiser wurde auf die Bestallung von 1762 und das Reglement vom 1. 3. 1727 vereidigt.

1799 stand das Scharfrichterhaus infolge Eisgangs auf der Donau fünf Tage lang fünf Schuh hoch unter Wasser. Peter Reiser habe in dieser Zeit mit seinen Leuten und Vieh wie ein Bettler herumziehen und unter frem­des Obdach flüchten müssen.
Neuerliches schweres Unglück im Jahr 1805 schildert er in einer Bittschrift an das General-Landeskommissariat sehr anschaulich. Die Übernahme des väterlichen Anwesens sei schon unter besonders harten Bedingungen erfolgt und seither viele Mühseligkeit zu bekämpfen gewesen. Aber die Nacht vom 9. auf 10. Oktober habe ihn gänzlich ins Verderben gestürzt. Es lagerte der größte Teil des unter General Marmont „wie ein reißender Strom“ über die Donau gegangenen gallo-batavischen Armeekorps nächst seiner Wohnung. Der Mangel an Lebensmitteln, Fourage, Stroh und Quartier bei ununterbrochenem Regenwetter veranlaßte die Soldaten, in Dörfern und Einöden die Häuser und Stadel zu erbrechen.
Reiser nannte an eigenen Verlusten 12 Schober unausgedroschenes Korn, 4 Metzen ausgedroschenes, 10 Schober unausgedroschene Gerste, 11 Scheffel Kartoffeln, 12 Schober Stroh, 9 Fuder Heu, 6 Fuder Grummet zu je 25 Zentner, 14 Klafter Brennholz, 600 Pauschen, 106 Fichten­stangen, 20 vom Stadel abgerissene Bretter, 4 Türen, das ganze Gar­tengeländer, 3 Wagenräder, der Fallkarren, eine Holztrage, Äxte und was immer an Eisenwerk zu finden gewesen. „Mein Haus gleicht mehr einer Latrine als einer ordentlichen Wohnung", klagt Peter Reiser. Die Herstellung koste allein 150 fl. Er habe keine Mittel, seine vier Pferde und zwei Kühe zu überwintern. Ohne die Tiere könnte er aber das Feld nicht bestellen, den Fallmeisterdienst nicht versehen und seinen Lebensunterhalt nicht gewinnen.
Die Stellungnahme des Landrichteramts war, daß die Farben keines­wegs zu grell aufgetragen seien. Man müsse von einer totalen Rui­nierung des Anwesens sprechen. Zwecks Schadensausgleich wurde Reiser auf den Dienstweg verwiesen. Was er damit erreichte, geht aus dem Akt nicht mehr hervor.

Die Akten berichten wieder von ihm im Jahr 1815. Offenbar in Aus­wirkung des neuen bayerischen Strafgesetzbuches war eine allge­meine Neuregelung der Verhältnisse erforderlich geworden. Reiser ist nun „geheurathet“, doch ohne Kinder. An Gehalt erhält er künftig unter Ablösung der Naturalbezüge ex aerario 378 fl. Unter allen Scharfrichtern und Wasenmeistern des Oberdonaukreises stellte er sich damit verhältnismäßig günstig. Er wirkte noch in Neuburg bis 1830.

Nach ihm gab es in Neuburg nur noch Wasenmeister. Genannt werden Georg Schmid (um 1836), dann Peter Säckler. Das Anwesen ging später in einen landwirtschaftlichen Betrieb über.

Trotz aller Fährnisse hat sich aber der einstige Scharfrichterhof mit teilweise altem Baubestand bis in unsere Zeit erhalten. Er wurde sogar die eigentliche Urzelle des heutigen Ostendviertels und trägt jetzt die Hausnummer Berliner Straße 7, Schließlich lebte eine Erinnerung an das Wasenmeisteramt seiner frü­heren Bewohner noch in der Bezeichnung „Schindergraben“. Dieses kleine Rinnsal diente von altersher der Entwässerung des Letten­viertels, zog im Bogen hinter dem Scharfrichterhaus vorbei und der Donau zu. Erst vor einigen Jahren, als die Kreuzung Berliner Straße / Sudetenlandstraße gebaut wurde, ist der Schindergraben zugeschüttet worden und verschwunden.

Quellenangaben

1 Henker, Schinder und arme Sünder, GT #3493
Autor: Glenzdorf/Treichel
Angaben zur Veröffentlichung: Bad Münster 1970
2 Henker, Schinder und arme Sünder, GT #3493
Autor: Glenzdorf/Treichel
Angaben zur Veröffentlichung: Bad Münster 1970

Datenbank

Titel Nachlass Johann Ritzer
Beschreibung
Johann Ritzer wurde am 01.02.1942 als Sohn von Michael Ritzer und dessen Ehefrau Anna geb. Obermayr in Pliening (Lkr. Ebersberg) geboren.

Er wuchs zunächst in Pliening, dann in Feldkirchen bei München auf. Er war in seiner Berufslaufbahn Studiendirektor (B, Ch, Ek) am Klenze-Gymnasium München, Leiter der Regionalen Lehrerfortbildung in Oberbayern-West sowie Leiter des Praktikumsamts. Er wohnte zuletzt in Walpertskirchen (Lkr. Erding).

Nach kurzer, schwerer Krankheit starb er am 4.5.2018.

Herr Ritzer begann mit seinen genealogischen Forschungen nach seiner Pensionierung.
Seine Hauptforschungsgebiete waren vor allem die Wasenmeister und Scharfrichter, zu der auch seine direkte männliche Ahnenlinie gehören.
Mütterlicherseits stammen seine Ahnen überwiegend aus dem nördlichen Landkreis Ebersberg und dem südlichen Landkreis Erding. Hier bestehen viele Ahnengemeinschaften mit mir.
Johann Ritzer war auch Gründungsmitglied des seit 2008 bestehenden Forschertreffens im Münchener Ostens.
Seit September 2020 arbeite ich nach und nach den genealogischen Nachlass von Herrn Ritzer auf, der mir dankenswerterweise von der Familie überlassen wurde.
Die vorläufige Präsentation auf GEDBAS soll vor allem eine Sicherung dieses Forscherlebenswerks sein.

Gerne nehme ich die Berichtigungen bei Fehlern bzw. Ergänzungen zu bereits in der Datenbank vorhandenen Personen vor. Eine Erweiterung der Datenbank wird nach aktuellem Stand nicht erfolgen!
Hochgeladen 2020-09-10 20:29:34.0
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